Tipps zu Versand & Verpackung
Ein Hinweis direkt zu Beginn – auch wenn es gut gemeint ist, es macht keinen Sinn, die Saiten zu entspannen!
Sie machen’s ja auch nicht, wenn Sie in den Urlaub fliegen und die Gitarre zu Hause bleibt. Ebensowenig lassen Sie dann die Luft aus den Autoreifen. Es ist ein Mythos, wieder einmal …
Die Saitenspannung ist ein Teil der Statik, Hals und Saitenspannung befinden sich in einem permanenten Gleichgewicht, das auch während des Transportes erhalten bleiben sollte. Werden Saiten gewechselt, wird der Hals nach kurzer Zeit wieder unter die entsprechende Spannung gesetzt. Bei Entspannung über einen längeren Zeitraum muss konsequenterweise der Halsstab ebenfalls verstellt und der Hals entlastet werden, da seine Funktion nur eine einzige ist: der Saitenspannung entgegen zu wirken!
Eine Gitarre lässt sich problemlos versenden – vorausgesetzt, sie ist vernünftig verpackt! Dazu mal etwas Grundsätzliches:
– Verkäufer und Käufer haben beide ein gleich großes Interesse
– weder will nur der Eine etwas unbedingt loswerden
– noch will nur der Andere etwas unbedingt haben
– keiner tut dem Anderen einen Gefallen, sondern beide handeln im eigenen Interesse
– trotzdem können beide die Bedürfnisse des Anderen respektieren
Jeden Tag verschicken Importeure und Hersteller jede Menge Kartons mit kostbarem Inhalt. Beschädigt werden kann immer mal etwas, aber das ist die Ausnahme. Im Übrigen werden dort die Saiten nie entspannt. Nach meiner Erfahrung geben sich die meisten Privatverkäufer aber große Mühe beim Verpacken.
Bleiben die Abmessungen des Gitarrenkartons innerhalb bestimmter Grenzen und Formate, sind die Kosten dafür nicht mal besonders hoch. Bei einem Versand von privat werden sie ohnehin fast immer vom Käufer getragen. Bei dem größten Anbieter hierzulande liegen sie z.Zt. bei 9,49 € – rechteckiges(!) Paket bis 10 kg mit den maximalen(!) Maßen 120 x 60 x 60 cm, incl. Sendungsverfolgung und bis 500 € versichert.
Für Verkäufer/-innen, die aus verschiedenen Gründen nicht beweglich oder in der Lage sind, einen so großen Karton zu transportieren, bieten die Paketdienstleister einen Abholservice an. Ob zusätzliche Kosten anfallen und wie hoch, ist von Dienstleister zu Dienstleister verschieden. Bei der Firma im rotgelben Outfit sind z.B. auf der Website für den Kundenservice verschiedene Telefonnumern angegeben, unter denen Auskunft erteilt wird.
Ob man für den Versand einen echten Gitarrenkarton nimmt, oder sich einen stabilen Karton mit entsprechenden Maßen selbst zurecht schneidert, ist völlig egal. Entscheidend ist, dass die Maximalmaße nicht überschritten werden. Darüber hinaus werden Kosten für Sperrgut fällig, die sehr hoch und völlig unnötig sind.
Da hat sich schon die Eine oder der Andere schwer gewundert. Nach einer aufwendigen und mit den besten Absichten durchgeführten `Verpackungsorgie´ heißt es am Schalter plötzlich: „Das kostet 34,95€ für Sperrgut“. Man kann sich die Verwunderung und den anschließenden Ärger vorstellen. Also – den Karton wieder ins Auto bringen, nach Hause fahren, neu verpacken und wieder hinfahren. Am Ende steht die Feststellung: „Sowas Großes verschick‘ ich jedenfalls nie wieder!“ oder „Denkt der [Käufer] etwa, ich bezahl jetzt noch `was d’rauf, ich hab‘ schließlich schon das ganze Theater mit Einpacken und Wegbringen?!“ Nein, denkt der oder die natürlich nicht, warum denn auch? Und natürlich ist das ärgerlich, ist mir auch einmal passiert. Könnte Frau bzw. Mann aber alles vorher in Erfahrung bringen.
Und – der Käufer ist kein böser und egoistischer Mensch, der seinen persönlichen Reichtum auf Kosten des Vorbesitzers vermehren möchte (jedenfalls nicht grundsätzlich, in der Regel sind es Verkäufer, die solch ein Ansinnen verfolgen).
Die Begründung mancher Verkäufer, dass sie ja Verpackungsmaterial, Blasenfolie etc. besorgen und auch noch hin und her fahren müssten, kann ich grundsätzlich nachvollziehen. In ländlichen Gegenden kann das schon etwas schwieriger werden. Aber der Verkauf ist schließlich kein Gnadenakt der Besitzerin/des Besitzers und … wer nochmal will eine Gitarre verkaufen?
Der Käufer will die Gitarre oder den Koffer haben und trägt die Versandkosten – der Verkäufer will verkaufen und bereitet den Versand vor und bringt das Paket weg. So einfach ist das, so klar ist das, Punkt! Ist mir das alles zuviel und ich habe darauf keine Lust, bleibt eben nur die Abholung.
Über Versandkosten kann ich mich jederzeit informieren und ob ich versende oder nicht, entscheide ausnahmslos ich. Ist mir der Aufwand zu unbequem, lass‘ ich es eben und verzichte auf die Reichweite. Versandangaben über 15€ finde ich persönlich überteuert, spätestens ab 25€ schlicht unseriös.
Ich habe mir einige Male an der Abholrampe eines Möbelhauses Kartons besorgt. Möbelkartons sind in der Regel recht stabil, und Polstermaterial gab’s dort auch genug. Flatscreen-Kartons gehen auch, wenn sie nicht zu dünn sind. Faulheit ist kein Argument, sondern nur … Faulheit. Es gibt immer Möglichkeiten, wenn man will …
In einen solchen Karton mit den o.g. Abmessungen passt alles `rein, was `rein muss – Gitarre mit Koffer oder Bag und ausreichender Polsterung. Oder die Gitarre befindet sich zusätzlich in einem Innenkarton. Solche sind trapezförmig und gehören zur Transportverpackung, oder wenn man bei einem Händer direkt gekauft hat. Da herum muss nicht mehr ganz soviel gepolstert werden. Aber vor allem die Lackoberfläche ist sehr empfindlich und muss immer geschützt werden. Schon normales Zeitungspapier hinterlässt feine, aber sichtbare Wischspuren, hartes Packpapier erst recht.
Man muss es nicht übertreiben. Ich habe schon Gitarren aus Bettbezügen und Wolldecken gewickelt. Aber je weicher die Gitarre eingebettet ist, umso besser.
Als Versandkarton sind diese Innenkartons definitiv nicht geeignet!
Polstern lässt sich mit allem, was auch tatsächlich polstert. Die Gitarre soll sich im Karton nicht hin und her bewegen und gegen eventuelle Stöße von Außen geschützt sein! Alles ziemlich logisch – aber leider nicht für jedermann …
Manche Zeitgenossen oder -genossinnen möchten schnell ihr Geld haben, aber möglichst wenig dafür tun! Kleinere Annahmestellen im Tabakgeschäft o.ä. kennen sich zudem oft nicht aus und nehmen alles an, was kommt, z. B. dünne, trapezförmige Innenkartons. Für dieses Format wäre eigentlich der Sperrgut-Zuschlag fällig. In einer regulären Filiale oder Agentur würde dies auch verlangt!

Ein Blick von oben und sofort ist klar, wie gefährdet der Inhalt ist. Diesem Verkäufer war wirklich alles sch…egal, er hat nur ein bißchen Zeitungspapier dazu- und eine Stückchen Pappe obenauf gelegt. Wie das dann ausging, sieht man auf den folgenden Fotos …
Die Gitarre wurde beim Versand zerdrückt, und zwar der Länge nach – man beachte nur alleine die Risse links und rechts neben dem Hals! Über den Ebay-Käuferschutz bekam ich mein Geld wieder (weil der Artikel letztlich nicht der Beschreibung entsprach) und der Verkäufer sein `Brennholz´ zurück. Aber das ganze Theater nur, weil jemand zu bequem war, sich ein bißchen Mühe zu geben?! Im Übrigen argumentierte auch er mit dem altbekannten Totschlag-Argument „… ist ja ein Gebrauchtkauf …“.
Schönes Gerücht und eine billige Ausrede, aber auch nicht mehr! Jeder Verkäufer ist zu wahrheitsgemäßen Angaben über den Zustand der Ware verpflichtet, auch wenn sie gebraucht ist. Auf diese Beschreibung hin entschließt sich eine andere Person, sie zu erwerben. Kommt die Ware mehr oder weniger zerstört an, weil der Verkäufer nachlässig (und ihm oder ihr eigentlich alles sch…egal) war, entspricht die Ware eben nicht den zugesicherten Eigenschaften – völlig egal, ob gebraucht oder neu. Der Ausschluss einer Garantie oder Gewährleistung als Privatverkäufer/-in hat darauf keinen Einfluss.
Der Versand ist Bestandteil der Kaufabwicklung und zu einem seriösen Versender gehören nach meiner Auffassung …
- eine stabile & zweckmässige Verpackung
- eine ausreichende Polsterung im Innern
- angemessene Versandkosten
Als Verkäufer treibe ich die Kosten nicht unnötig in die Höhe und versuche ebenfalls nicht, den Erlös auf `kaltem Wege´ zu steigern. Entsprechend ignoriere ich generell Angebote mit deutlich überhöhten Versandkosten, die manchmal auch nur deswegen entstehen, weil jemand nicht auf die Idee kommt, sich zu informieren.
Nach jedem Kauf bitte ich den Verkäufer, die Gitarre sorgfältig zu polstern und zu verpacken. Bis auf zwei Unglücke habe ich bisher keinen Reinfall erlebt. Die meisten VerkäuferInnen haben sich in meinem Fall sogar recht viel Mühe gegeben und ich halte das ebenso. Seit geraumer Zeit erhalte ich Gitarren per Kurier und verschicke sie irgendwann wieder. Abgesehen von einem Irrläufer ist auch das immer gut gegangen.
Ein Tipp noch zum Schluss, aber eigentlich aus zweiter Hand, da er nicht auf meinen eigenen Erfahrungen beruht. Ein Leser aus Nordschweden bekam eine Gitarre aus Deutschland geschickt. Sie muss wohl durch die Verpackung oder den Versand oder beides so unter Druck geraten sein, dass die Saiten die Bundstäbchen massiv beschädigt haben. Seitdem bittet er immer darum, ein Stück Pappe zwischen Saiten und Griffbrett zu legen.
Ich umwickle generell die Saiten mit Papier, aber eigentlich nur der Vollständigkeit halber, also rein prophylaktisch, damit der Griffbrettoberfläche auch nicht das kleinste bißchen geschieht. Tatsächlich habe ich nie mit einer Beschädigung gerechnet …
Versand von Gitarren – also ich sehe da keine Probleme.
Stimmt so …