„Hallo, das passt ja gut, die FG ist gerade eingetroffen, da war zwischendurch wohl mal „Hängen im Schacht“, wie man bei Ihnen so sagt … Vielen Dank fürs sorgfältigste Verpacken! Klanglich gefällt sie mir gut – reagiert prompt auf unterschiedlichste Picks und lässt sich auch gut nur mit Fingern spielen. Kein Klirren, kein Scheppern … auch nochmal Danke fürs tolle Setup. Ich bin sicher, die Gitarre wird sich an mich gewöhnen (und umgekehrt) …
Freundliche Grüße! A. D***** „
Diese FG 460 SA ist komplett überarbeitet und mit einem Upgrade versehen. Es steckt also einiges an Arbeit darin. Ich bin kein Freund von Superlativen, marktschreierischen Versprechungen oder Dingen, die ‚man‘ weiss. Ich beschreibe daher den Zustand der Gitarre sachlich, so dass alle Interessenten ebenso sachliche Vergleiche anstellen und den Gegenwert dieser FG einschätzen können. Es gibt keine ominösen Wundermittel und alle Arbeitsschritte sind im Einzelnen beschrieben und nachvollziehbar. Weitere Informationen finden sich hier: Aus der Werkstatt …
Spezifikationen: massive Fichtendecke – Korpus aus ostindischem Palisander – Griffbrett und Steg ostindischer Palisander – Hals Nato – Mechaniken ‚Yamaha Gold‘ – Griffbrettradius 14″ – Breite direkt unterhalb des Sattels 43,37 mm – Abstand von E und e-Saite über dem Schalloch ca. 45,9 mm – UVP seinerzeit $ 589,- / ca. 970,- DM nach damaligem Wechselkurs.
Das Ergebnis zuerst – Klang und Bespielbarkeit
Beschreibungen des Klanges sind sehr subjektiv, aber ich würde es so formulieren: die FG 460 SA hat einerseits den typischen Yamaha-Dreadnought-Sound mit kräftigen Tiefen und präsenten Höhen, und das war soweit ok. Aber nach der Überarbeitung und dem Upgrade klingt sie sehr ausgewogen, zudem hörbar feiner und brillanter, ’sweeter‘ könnte man auch sagen.
Die FG produziert über das gesamte Spektrum Obertöne, die so vorher gar nicht zu hören waren. Das macht sich vor allem bemerkbar, wenn die Saiten mit den Fingernägeln gespielt werden. Sie klingt offener, nicht so komprimiert, wie in ihrem Urzustand. Die Diskantsaiten geraten nicht mehr so in den Vordergrund, sondern sind angenehm zurückhaltend, ohne das irgend etwas fehlen würde.
Und nicht zuletzt hat diese FG ein sehr schönes Sustain. Heute, am 14. August, wurde mir eine ältere FG 730 zur Überarbeitung gebracht, und ich hatte den direkten Vergleich zwischen beiden Gitarren. Die 730 war spürbar schwerer zu spielen; ihre Töne hatten weniger `Farbe´, waren eher matt und blass – und verklangen auch recht schnell. Die Töne der 460 SA dagegen wirkten lebendig, egal ob bei Singlenotes oder Akkorden und sie blieben schön stehen, bevor sie ausklangen …
Vorher war die Gitarre … naja … eher langweilig. Jetzt kann sie ihr Potential ausschöpfen und macht Spaß. Solange die Gitarre hier bei mir steht, lasse ich noch den Tonrite© wirken.
Easy going …
Durch die sehr niedrige Saitenlage spielt sie sich v.a. in den ersten 5 Lagen unglaublich leicht, auf die Saiten muss nur wenig Druck ausgeübt werden. Auch Barré-Akkorde oder Powerchords erfordern hier keinen großen Kraftaufwand.
Schnelle Lagenwechsel und Slides gehen locker von der Hand, auch weil die Finger nicht ‚vor‘ die Bünde stoßen, sondern regelrecht darüber hinweg gleiten. Einigermaßen geübten SpielerInnen wird die Leichtigkeit im Umgang mit dieser FG sofort in Auge fallen.
Die FG ist eigentlich für jede Spielart gleich gut geeignet – egal ob Fingerpicking oder Strumming. Plektrum-Spieler müssen vielleicht mehrere Stärken und Materialien antesten, bis der Sound ihren Vorstellungen entspricht. Ich selbst komme immer wieder auf die Daumen-Fingernagel-Kombination zurück, weil dies für mein Empfinden am musikalischsten klingt und mehr Volumen in den Tönen erzeugt. Mit den entsprechenden Plektren lässt sich der Klang aber auch gezielt beeinflussen, z. B. ’schlank und präsent‘ oder mehr in Richtung ‚dunkel und mit Wärme‘. Ich habe eine ganze Reihe Plektren angetestet, und jedes erzeugt eine eigene Charakteristik – da gibt es für den neuen Besitzer/die Besitzerin also noch viele Möglichkeiten auszuprobieren, z.B. bei bestimmten Stilistiken.
Allgemeines
Die FG 460 SA gehörte zu den aufwendig gestalteten Gitarren dieser Modellreihe. Hergestellt wurde sie am 09.01.1993 in Taiwan mit der Serien-Nr. 30 10 90 88. Das ‚S‘ wie solid steht für die massive Decke, das ‚A‘ für die gehobene Ausstattung. Entsprechend bestehen der Schriftzug und die Lilie, anstelle eines schlichten Aufdruckes, aus weissem Abalone, wie auch die Snowflake-Einlagen im Griffbrett. Schalloch und Korpus sind mit einem aufwendigen, teilweise 7 bis 11-lagigem Purfling und grünmeliertem Abalone eingefasst. Aufwendige Zierstreifen trennen die Rückseite und die Zargen. Griffbrett und Kopfplatte sind ebenfalls mit einem Binding eingefasst. Die leichtgängigen und präzisen Mechaniken sind vergoldet und tragen den Yamaha-Schriftzug.
Die Überarbeitung
Hier habe ich großen Wert auf die Spielfähigkeit, die sog. Performance, gelegt. Die Bünde sind neu abgerichtet und schön glattpoliert, so dass sich die Saiten leicht ziehen lassen (Bending). Die Bundenden sind entgratet und verrundet. Das Griffbrett wurde aufwendig gereinigt und geölt und hat seinen schönen, dunklen Holzton wieder zurück erhalten.
Bis auf das Pickguard sind alle Plastikteile entfernt und durch wertigere Materialien ersetzt. Der Knochensattel ist für die FG angepasst.
Auch der Steg ist geglättet und geölt, und er hat ebenfalls seinen dunklen Holzton zurück. Die Steglöcher sind angesenkt und es sind Stringramps und -slots eingearbeitet. Somit reißen die Saiten nicht mehr ins Holz und der Winkel hinter der Stegeinlage ist deutlich steiler, was den Druck darauf erhöht. Sie besteht ebenfalls aus Knochen mit Fettgehalt, der Griffbrettradius beträgt 14“ und die Saitenauflagen sind entsprechend einzeln kompensiert.
Anstelle der alten Plastikstecker werden die Saiten von farblich passend selektierten Ebenholzpins mit Abalone-Dot gehalten. Die Pins wurden jeweils auf ein Stegloch angepasst und sind entsprechend markiert. Auch sitzen sie nicht mehr so fest und sind leichter zu greifen und herauszuziehen.
Im Inneren, unterhalb des Steges, habe ich eine neue Stegplatte (Bridgeplate) eingesetzt. Es bestand die Gefahr, dass sich die Saitenenden in naher Zukunft bis zur Decke durcharbeiten – die ist jetzt gebannt. Dieses unscheinbare Bauteil ist nur Wenigen bekannt, aber je länger eine Gitarre in Gebrauch ist, umso mehr wird die Bridgeplate durch Saitenzug und -wechsel in Mitleidenschaft gezogen, weil die Saitenenden (Ballends) generell auf den vorderen Rand der Öffnung wirken.
Der dicke und unschöne Plastik-Gurtpin ist entsorgt. An seiner Stelle sitzt ein großer, vergoldeter Gurtpin von Gotoh; ein kleinerer wurde zusätzlich an der Seite des Halsfußes angebracht.
Die FG ist inzwischen 25 Jahre alt, in einem sehr guten Zustand und weist nur unwesentliche Gebrauchspuren auf. Am Hals befindet sich eine flache Delle, die beim Spielen nicht auffällt; es gibt auf dem Griffbrett leichte Spuren von den Fingernägeln des Vorbesitzers, die allerdings zwischen den Saiten liegen und damit völlig unproblematisch sind; auf der Rückseite sieht man stellenweise leichten Lacknebel. Auf der Decke befindet sich eine kleine Delle, die nur im Gegenlicht sichtbar ist und das Pickguard hat ganz leichte Spuren, vermutlich von einem Plektrum.
Es sind neue 0.11er Gibson Masterbuilt©-Saiten aufgezogen, darauf ist auch die Halskrümmung abgestimmt. Die Saitenlage beträgt im 12. Bund ca. 2,25 mm. Der Trussrod funktioniert ohne Probleme; die hochwertigen Mechaniken mit dem Yamaha-Schriftzug sind so eingestellt, dass sie leicht und präzise laufen – und die Goldauflage ist nicht wie so oft abgegriffen!
Der Lack ist gründlich gereinigt, poliert und versiegelt. Aus allen Ecken wurden Schmutz und `Patina´ entfernt, auch um das Pickguard herum, dessen Kante sogar wieder glänzt …
Ich denke, vielmehr lässt sich aus der Gitarre nicht herausholen. Das Gesamtpaket aller durchgeführten Arbeiten hat hinsichtlich Optik, Haptik sowie Bespielbarkeit und Klang zu einer deutlichen Aufwertung dieser FG 460 SA geführt und ist mit dem ursprünglichen Zustand nicht mehr vergleichbar.
In der FG steckt viel Arbeit und Sorgfalt und ich hoffe, der neue Besitzer bzw. die neue Besitzerin weiss dies zu schätzen und zu würdigen …
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und das Interesse!
Stimmt so …