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„…das Konzept dieser Marke steht für bewährte Technik, traditionelle Bauweisen, kombiniert mit Innovation und frischem Design. Mit großer Sorgfalt wird auf verwendete Materialien und ihre Verarbeitung geachtet, um Sound, Komfort und Bespielbarkeit zu optimieren. Guter Sound muss nicht teuer sein…“ (inhaltsleere Werbetext-Worthülsen zu einer bekannten Marke)
Schöne Namen gibt’s jede Menge. Da sind die großen bekannten Marken, über die alle Welt redet, die der „Kenner“ kennt, von denen wir „wissen“, dass sie schon immer phantastisch waren und es dementsprechend auch weiterhin sein werden oder die wir in den Händen berühmter Musiker und Musikerinnen sehen. Aus diesem Grund lassen sich Bieter dazu hinreißen (ob mit oder ohne den Hauch einer Ahnung und im guten Glauben), in einer Auktion für eine Gitarre der Aufsteigerklasse aus den späten 70er-Jahren – mit völlig üblichen und gewöhnlichen Konstruktions- und Qualitätsmerkmalen wie massiver Fichtendecke & Mahagonikorpus – mehr als den ursprünglichen Neupreis hinzublättern, nur weil der Name der Gitarre mit einem X oder Y beginnt oder sie in Japan vor der Jahrtausendwende hergestellt wurde. Begleitet werden sie von ebenso blumigen wie nichtssagenden Beschreibungen. Das Internet ist voll davon, das reinste Bilderbuch.
Dann gibt’s mehr oder weniger wohlklingende Phantasienamen, hinter denen sich keine bekannten und geschützten Label verbergen, z.B. C.Aemon, Golden Ton, Clifton, C.Giant usw. Das sind häufig Instrumente, die von einem Großhändler als günstige Massenware bei einem der großen, chinesischen Hersteller geordert und dann unters Volk gebracht werden, ohne dass wir eine Information vom und über den Hersteller (z.B. Website) finden. Diese Gitarren wurden z. T. auch in den Discounterketten angeboten. Für’s Lagerfeuer oder den Grillabend reichen sie allemal.
Manche Label, wie z.B. Collins, Harley Benton, Jack&Denny, Quintus, Tennessee oder Red Hill, sind spezielle Auftragsproduktionen eines oder mehrerer Händler oder Musikhäuser. Grundsätzlich bedeutet das erstmal weder „gut“ noch „schlecht“. Die eine oder andere dieser sog. „Hausmarken“ ist in den letzten 2-3 Jahren qualitativ deutlich verbessert worden, weil die usrprünglichen Modellreihen einfach nicht gut genug waren und eine hohe Rücklauf- und Reparaturqote hatten – erst recht im Vergleich mit den etablierten Marken. Entsprechend war und ist der Wiederverkaufswert nicht der Rede wert.
Das Prinzip der Hausmarken ist nicht neu, das kennen wir von den Lebensmittel-Discountern. In den 70ern und 80ern wurde z.B. die Kaufhausmarke „Luxor“ ebenso in der Spielwarenabteilung von Karstadt, wie in dem einen oder anderen kleinen Musikgeschäft, angeboten. Die meisten Exemplare dieser Marke waren schlichte Sperrholzgitarren aus japanischer Massenfertigung, mit ebenso schlichter Ausstattung und entsprechend waren auch die klanglichen Vorzüge. Mitunter gab es auch höherwertigere Modelle mit gekapselten Mechaniken und massiven Decken, die dann heute – wie so oft – zu Wunderwerken japanischer Handwerkskunst hochstilisiert werden.
Dass viele dieser japanischen Billigmarken oder -gitarren heutzutage selten („…rar!“) sind, versteht sich von selbst. Mit einem speziellen Sammlerwert hat das allerdings herzlich wenig zu tun, eher mit der Tatsache, dass der weitaus größte Teil irgendwann mit anderen Dingen zur Entrümpelung an die Straße gestellt wurde (siehe auch: „Alternative Fakten“ … und was man dagegen tun kann…).
Als Anfänger fragt man sich natürlich, lasse ich mir jetzt `einen erzählen´, gehe ich nach dem niedrigsten Preis oder suche ich bei den bekannten Marken? Keine dieser Methoden führt zwangsweise zum Erfolg. Also schau’n wir mal bei den Experten im Gitarrenforum nach, die kennen sich aus, die haben `Ahnung´.
Wenn Ihr dann intensiv gesucht und gelesen habt, stellt Ihr möglicherweise fest,
1. diese Menge an Information könnt Ihr gar nicht verarbeiten
2. die Verfasser sind längst nicht alle derselben Meinung
3. jede vorgefasste `Meinung´ wird irgendwo bestätigt
… was ja auch zu erwarten war. Nach meiner Erfahrung muss man schon eine ganze Reihe von Posts lesen, um an Informationen zu kommen, und bei Weitem nicht alle sind sachdienlich oder hilfreich. Da liest man viele abwertende Kommentare und manchmal zoffen sich Verfasser auch untereinander. Das scheint eine speziell deutsche Krankheit zu sein, in den englischsprachigen Foren habe ich Ähnliches noch nicht gelesen.
Es ist wie mit allen Dingen im Leben. Größer, schöner, teurer geht immer. Die Frage, die Ihr Euch stellen solltet, lautet…
„Warum ist das notwendig?“ oder „Brauche ich das wirklich?“
Macht Euch klar, alle Kommentare, Posts und Bewertungen im Internet sind rein subjektive Aussagen, die mit Eurem Anliegen erstmal gar nix zu tun haben. Über die Motive mancher Verfasser kann man auch nur spekulieren. Ihr wollt eine Gitarre haben, und das heißt, Ihr werdet ein Risiko eingehen, so oder so.
Ich habe mich jahrelang mit sog. „High End-HiFi“ beschäftigt, das nicht im Elektronikmarkt zu finden ist. Ich hab‘ wie viele Andere auch `schön´ geredet, `schlecht´ geredet, missioniert und diskutiert, welcher Tonabnehmer am besten zu welchem Tonarm passt, wenn die Nadel XY montiert ist. Ich hatte ja so viel Ahnung(!), und die musste irgendwo hin. Tatsächlich war’s ein Musiker, der mich auf den richtigen Weg brachte, als er meinen Redefluss mit den Worten stoppte: „Brauch‘ ich alles nicht! Ich hör‘ nur Musik.“
Da stand ich nun mit meinem ganzen Hochglanz-HiFi-Zeitungswissen und allmählich wurde mir klar, das ist alles nur Ersatzbefriedigung. Musik hören kann ich auch auf einem Mono-Radiorecorder. Von da an brauchte ich nicht mehr zu missionieren oder diskutieren. Denn im Grunde geht’s um…
… Wertschätzung!
Wertschätzung und Prioritäten: Ist Eure erste Priorität, Musik zu machen? Das könnt Ihr ohne Weiteres auf einer preiswerten Gitarre. Sie muss nur passen, d.h. für Euch bespielbar sein, für Euch gut klingen, für Euch schön aussehen und die Möglichkeit bieten, Euch zu steigern und weiterzuentwickeln. Damit ist diese Gitarre im Rahmen der vorhandenen Fähigkeiten angemessen und bekommt speziell für Euch einen Wert, der über die reinen Material- bzw. Anschaffungskosten hinaus geht.
Apropos angemessener Wert! Ich bin doch immer wieder überrascht, wenn ich erlebe, wie Leute die optimale Gitarre zum absolut günstigsten Preis mit ihrem Handy suchen, für dass sie bereits ohne mit der Wimper zu zucken das 5-10fache ausgegeben haben. Das Handy macht uns über das `Belohnungssystem‘ des Gehirns (lymbisches System) abhängig und süchtig und nimmt uns jede Menge Eigenständigkeit und Kreativität. Eine Gitarre bietet etwas Bleibendes. Sie lässt durch die sinnliche Erfahrung positive Emotionen in uns wachsen und uns kreativ werden. Eine viel bessere Art von Erfolg und Belohnung. Und trotzdem … hier wird auf jeden Euro geachtet und gefeilscht und mit einem mal ist es mit der Wertschätzung nicht mehr weit her!
Form und Klang
Die klanglichen Vorlieben sind subjektiv. Entspechend gibt es verschieden Korpus-Größen und -formen. Das Angebot reicht von der typischen Westerngitarre, der Dreadnought, über die kleineren Orchestra-Modelle (OM), die in den früheren Tanzorchestern eine untergeordnete Rolle spielten und die größere Grand Auditorium (GA) bis hin zur Gitarre mit Übergröße, der Jumbo. Verschiedene Hersteller haben ihre eigenen Bezeichnungen geprägt: Super Folk, Grand Folk, Mini-Jumbo etc. Eine Größenbezeichnung, die sich allgemein durchgesetzt hat, wurde von C.F.Martin geprägt, die 0/00/000-Modelle, gleichbedeutend mit Concert/Grand Concert/Auditorium. Und dann gibt’s noch den Benjamin unter den klassischen Gitarren, die Parlour. Dazu kommen die Eigenheiten der Hersteller, wie z.B. die Slope Shoulder -Dreadnought von Gibson.
Die Form ist reine Geschmacksache, die Größe hat schon mehr mit dem Output zu tun, und im wahrsten Sinne des Wortes damit, ob und wie wir Ihr die Gitarre im Griff habt. Anhand von Fotos lässt sich die Größe nicht immer genau einschätzen, aber der Abstand vom Steg zum unteren Zargenrand (manchmal auch als Unterbug bezeichnet) ist schon mal ein guter Anhaltspunkt.
Da nicht alle mit der üblichen Sattelbreite von 43 mm zurechtkommen, bekommen manche Gitarren breitere Hälse, die von 45 bis 48 mm reichen und von Leuten bevorzugt werden, die in erster Linie Fingerpicking spielen.
Alle Modelle und Größen haben ihre eigenen Klangcharakteristika und Vorzüge. Also ist es nicht verkehrt, auch mal `was auszuprobieren.
Eine weitere Überlegung ist: Tonabnehmer ja oder nein und Cutaway ja oder nein? Wenn man nach dem Zeitgeist geht, kommt man an einem Tonabnehmer und einem Cut gar nicht mehr vorbei. Ich bin sehr lange ohne beides ausgekommen, und eine einzige meiner Acoustics (die unten abgebildete Garrison G 35 CE) spiele ich über einen Verstärker, hauptsächlich wegen eines bestimmten Effektes. Wer nun der Meinung ist, seine bzw. ihre musikalische Betätigung wird in naher Zukunft unausweichlich auf einer Bühne stattfinden, greift eben zu einer Gitarre mit TA. Dabei solltet Ihr eines bedenken. Jeder TA erfordert eine Abnahme der Saitenschwingungen. Inzwischen findet das fast ausschließlich mittels eines Schwingungsaufnehmers unter der Stegeinlage statt. Dieser sitzt aber zwischen Stegeinlage und Decke und nimmt prinzipiell immer etwas weg. Wer also in der Hauptsache auf den Klang wert legt, kann von vorneherein über die Nachrüstung eines Schalloch-TAs nachdenken und sein Geld ausschließlich in die Gitarre stecken – oder soviel ausgeben, dass Gitarre und TA über jeden Zweifel erhaben sind.
Wer meint, ein TA muss `rein, weil er eben `rein muss, überdenkt vielleicht noch einmal die persönlichen Ziele. Von größerer Bedeutung ist da schon der Cutaway. Für Leute, die beim Spielen in die höheren Regionen vorstoßen und die Bünde bis in die letzte erreichbare Ecke ausnutzen wollen, macht er schon Sinn – und optisch eine Gitarre nicht unbedingt hässlicher…
Wenn ihr eine neue Gitarre sucht und Euch noch nicht zutraut, sie alleine zu beurteilen – in jedem Musikladen arbeiten Leute, die können die Instrumente vorführen. Das hat den Vorteil, dass man das Objekt der Begierde auch direkt von vorne hören kann. Nur – kein Herumhexen auf den Saiten! Lasst sie einfache Akkorde und Pickings spielen, (auf die Ihr ja demnächst hinarbeiten werdet) bei denen Ihr den Klang und die Eigenheiten der Gitarre heraushören und beurteilen könnt. Direkte Vergleiche zwischen zwei oder mehr Gitarren geben auch nur Anhaltspunkte – mehr nicht! Da ihr ja nicht wisst, wie alt die Saiten sind, wie lange die Instrumente schon im Laden hängen, wie oft sie gespielt wurden, wie es sich mit der Luftfeuchtigkeit verhält, lässt sich zum Klang nur ein allgemeiner Eindruck erhalten. Am ehesten könnt ihr feststellen, wie sich die Gitarre für Euch bespielen lässt oder wie sie in der Hand liegt, und auch dabei kommen mehrere Faktoren zusammen. Bei allem, was Ton und Klang betrifft, ist das eigene Gehör das beste Messinstrument, und das ist außerdem lernfähig! Es funktioniert bloß nicht vom Sofa oder vom PC aus und `anlesen´ oder `anerklären´ lässt es sich auch nicht.
Wenn Ihr Euch aber für eine gebrauchte Gitarre über die Suche im Internet entscheidet, lest die Angebote aufmerksam und trennt Euren Enthusiasmus und die Vorfreude von den Bildern und Beschreibungen in den Angeboten. Gerede und Geschwätz helfen Euch nicht, nur die eindeutigen, sauberen Informationen zählen! Welcher befreundete und begnadete Musiker die angebotene Gitarre in den Himmel lobt, sagt übehaupt nichts aus und spielt für den Kauf also nicht die geringste Rolle, ebenso wenig, was `man´ weiss oder was `alle´sagen. In den Kapiteln hier auf der Seite sind genug Hinweise und Anmerkungen, die Euch helfen können.
Egal, wieviel Geld ihr ausgeben wollt oder könnt, macht keinen Schnellschuss, sondern lasst Euch Zeit bei Suche und Auswahl. Egal, wen Ihr fragt und welcher Spezialist Euch berät – Ihr werdet am Ende eine Gitarre in der Hand halten, mit der Ihr leben müsst, praktisch und emotional!
Nächstes Kapitel: Von Sammlerstücken, `vintage´- Gitarren und Unterwäsche …