Bei der Cort NDX CQ handelt es sich um ein limitiertes Sondermodell, dass mit verschiedenen graphischen Designs und in begrenzter Stückzahl auf den Markt gebracht wurde. Für dieses martialische Bild – ich nenne sie gerne die „Fluch der Karibik“-Gitarre – ist der Photograph und Designer Stephen Jensen verantwortlich (… Photographer, Art Director, Graphic Designer at F3 Studios. Award-winning art director, photographer, and graphic designer and founder of F3 studios in Crystal Lake, IL. Stephen is known mostly for his work in the music and entertainment industries on album covers and photography …). Eine Nachfrage bez. der genauen Stückzahl beim Hersteller hat nichts ergeben, es kam leider keine Antwort.
Ich vermute, dieses Modell wurde wohl eher nicht für den zurückgelehnten Fingerpicker oder den ruhigen Folkie gebaut. Dafür bzw. dagegen spricht die martialische Optik. Das ist vielleicht mehr eine Gitarre für den Strummer und den Einsatz in einer Band. Dafür sprechen auch die relativ großen Dimensionen des Korpus. Bei Cort heißt es SFX Shape, bei anderen Herstellern Big Jumbo oder auch Great Symphony. Nichtsdestotrotz kann die Cort universell eingesetzt werden und macht alle Spielarten mit.
Merkmale
CONSTRUCTION: Dovetail Neck Joint / CUTAWAY: Florentine /BODY: SFX Shape (100 * 125mm Body depth) / TOP: Solid Sitka Spruce with Mahogany Back & Sides / NECK: One-piece Mahogany / BINDING: Ivory / FRETBOARD: Rosewood, 43mm Nut Width / SCALE: 25.3″ (643mm) / INLAY: White Block / TUNERS: Die cast Nickel with Black Knobs / BRIDGE: Rosewood / ELECTRONICS: Cort CE304T w/ Ceramic Pickup / COLORS: NDX-CQ BK – Black
Die Informationen im Internet zur Gitarre sind darüber hinaus mehr als spärlich, die meisten Quellen sind asiatischer oder osteuropäischer Herkunft. Es gibt ein oder zwei Videos, z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=SXjsYYpHPa0.
Überarbeitung
Die Gitarre wurde nur sehr selten gespielt und befindet sich dementsprechend in einem sehr guten Zustand mit minimalen Spielspuren, die nicht zu fotographieren waren. Der schwarze Lack glänzt dermaßen, dass auf den Fotos nur Spiegelungen und Reflexionen zu sehen sind (s. u.).
Ein Abrichten der Bünde war bei diesem Zustand nicht erforderlich, sie befinden sich im Originalzustand. Da Cort inzwischen auch dazu übergegangen ist, den Steg bei neueren Modellen nach unten hin abzusenken, ist der sog. „String Break Angle“ (siehe 4. Sattel – Stegeinlage – Steg) bereits günstig ausgelegt. Durch das Einarbeiten der Stringramps habe ich den Effekt und den Druck der Saiten auf die Stegeinlage verstärkt.
Die Überarbeitung bezog sich auf folgende Maßnahmen:
- Bundenden entgraten und verrunden
- Steg glätten, grundreinigen sowie Ecken/Kanten entschärfen
- Stringramps einarbeiten
- Steglöcher und Messingpins anpassen
- Sattel & Stegeinlage aus gefettetem Knochen
- Sattelrohling anpassen und kerben
- Stegeinlage anpassen
- Bünde polieren
- Griffbrett grundreinigen
- Griffbrett ölen
- Halskrümmung & Saitenlage einstellen
- Lack polieren und versiegeln
- Gurtpin aus Plastik gegen neuen austauschen
- 2. Gurtpin am Halsfuß anbringen
- Einsatz des Tonrite©
Da ich es im Zusammenhang mit der Optik sehr passend fand, habe ich zudem vergoldete Gurtpins angebracht und die alten Stegpins gegen neue aus Messing ausgetauscht. Die Mechaniken funktionieren tadellos. Aber auf Wunsch könnten die Cort-Mechaniken auch noch (plus Materialkosten) gegen vergoldete Markenware ausgetauscht werden.
Korpus-Rückseite und Zargen sind komplett in highgloss schwarz gehalten, umso besser machen sich die vergoldeten Gurtpins. In die Zarge ist ein Preamp mit Tuner und parametrischem EQ eingelassen, dass Batteriefach und die An-schlussbuchse sind in der unteren Zarge angebracht. Ich habe die Elektronik getestet und sie funktioniert tadellos. Das gilt im Übrigen auch für den Halsstab.
Bespielbarkeit & Klang
Die Saitenlage ist dem vermuteten Einsatzzweck entsprechend so eingestellt, dass sich die NDX CQ in den ersten Lagen komfortabel spielen lässt und dabei auch Raum für einen kräftigeren Anschlag lässt. Die Saitenlage am 12. Bund beträgt 2mm, Barrègriffe erfordern also keinen großen Kraftaufwand.
Eine Anpassung an die individuellen Bedürfnisse & Spielweise (z. B. Saitenstärke & Intonation) ist nach dem Antesten jederzeit möglich.
Der Hals liegt mit seinem flachen D-Profil sehr gut in der Hand und ist auch für E-Gitarristen komfortabel zu (um)greifen. Erst recht nach dem Entgraten & Verrunden der Bundenen sind die Lagenwechsel kein Problem, die Spielhand gleitet gut am Hals entlang und die Finger gleiten recht locker über die Bünde, ohne `hängen´ zu bleiben.
Durch die Spezialbehandlung fühlt sich das Griffbrett schön glatt & geschmeidig an, was auch dem Spielkomfort zu Gute kommt. Der Radius beträgt nach Schablonenmessung 16″.
Kleinere Spieler*Innen müssen sich vielleicht erst an den großen Korpus gewöhnen.
Unser Empfinden und unsere Vorlieben sind natürlich sehr subjektiv und ich vermeide gerne allzu blumige und plakative Beschreibungen, aber ich würde den Klang möglichst sachlich und bezogen auf die Preisklasse so beschreiben:
- ausgewogenes Klangspektrum, alle Frequenzen sind sehr gut zu hören
- rund und voll mit einer guten Durchsetzungskraft
- schöne Obertöne, nicht zu aufdringlich, zu schrill oder zu flach
- schönes, anhaltendes Sustain
- ein gutes Fundament in den Bässen v. a. beim Fingerpicking und Strumming mit Daumen- und Fingernagel, entsprechend heller bei Verwendung verschiedener Plektren & Härten, z. B. Horn, Acryl, etc.
- bemerkenswert für diese Preisklasse ist die Resonanz und Ansprache, die Cort NDX BQ gibt eine direkt Rückmeldung an den/die SpielerIn
- v. a. beim Zupfen/Fingerpicking spürt man nahezu jede Vibration sowohl oben im einteiligen Mahagonihals, als auch dort, wo der Körperkontakt mit dem Jumbokorpus stattfindet
- z. Zt. sind 0.11er Standartsaiten aufgezogen
- mit hochwertigeren Saiten (z. B. Gibson Masterbilt, Martin Acoustic) wird sich der Klang hörbar entwickeln, ein 12er-Satz dazu noch etwas mehr Druck machen; bei ernsthaftem Interesse werden sie neu aufgezogen
- da die Cort nahezu ungespielt blieb, wird sich die gesamte Konstruktion noch im Lauf der Zeit klanglich weiterentwickeln und ihr Potential entfalten
Die Cort befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand – keine Macken, Dellen, Lackschäden etc. Wie bereits erwähnt, muss man die echt minimalen Spielspuren erst einmal suchen und finden: auf der linken Seite der Decke, dort, wo der Spielarm aufliegt. Fotografieren ließen sie sich allerdings nicht, der High-Gloss-Lack überspiegelt alles.
Der pechschwarze Lack glänzt über alle großen und kleinen Flächen, die durch das sauber verarbeitete, helle Binding von einander abgesetzt werden.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und das Interesse!
Stimmt so …