„Lässt sich für kleines Geld reparieren…“ – die versteckten Kostenfallen!

„…man muss an den höheren Bünden ein wenig fester aufdrücken, aber man kann den Hals auch einfach justieren…wie man es möchte…für Menschen die sich auskennen, kein Problem…“

„…der Schaden ist aber nur rein optisch und hat keine Auswirkung auf den Klang oder das Spielen…“ – klassischer Hinweis für einen meist kapitalen Schaden.

„…das Ersatzteil kostet nur ein paar Cent…“

„…kann man mit wenigen Handfgriffen selbst machen…“

…jetzt sind halt hinten ein paar abdrücke und kleine Löcher…die man aber mit Leichtigkeit ausbessern kann…“ – nach Rückbau der originalen Mechaniken

Aus gegebenem Anlass komme ich nochmal gesondert auf ein Thema zurück: das Bemühen oder besser gesagt Nichtbemühen mancher GitarrenbesitzerInnen, wenn’s um den Verkauf geht.

Zwei Aspekte fallen mir dabei immer mehr auf. Beide sind Teil dessen, was ich die `Ebay-Mentalität´ nenne: „Alles für mich – für die Anderen nur das, was unbedingt sein muss!“ Dahinter steht m. E. n. eine Haltung, die ausschließlich die eigenen Bedürfnisse & Interessen (nicht selten Angst) berücksichtigt. Die potentiellen KäuferInnen sind nur Mittel zum Zweck, wenn nicht sogar notwendiges Übel. Das bedeutet letztlich erhöhte Vorsicht für uns potentielle InteressentInnen und KäuferInnen, damit wir nicht auf die Nase fallen!

In einer Untersuchung (die ich bisher leider nicht ausfindig machen konnte, sie wurde in einer ARD-Quizsendung zitiert) zu Verkaufs- und Kaufverhalten auf nicht-kommerziellen Plattformen stellte man fest, dass private Verkäufer Zustand & Eigenschaften ihrer eigenen ‚Ware‘ oft besser und optimistischer darstellen, als es tatsächlich angemessen wäre. Das Ziel ist klar – den maximalen Verkaufspreis erzielen. Dagegen wird das Objekt der eigenen Begierde, also die ‚Ware‘ der Anderen, überaus kritisch beurteilt, meistens um den Kaufpreis deutlich nach unten zu drücken. In unserem Fall macht sich das so bemerkbar:

1) Alle Macken und auch Schäden einer Gitarre werden kleingeredet, oder als Nebensächlichkeit dargestellt, deren Instandsetzung nur eine Kleinigkeit ist.

2) Die große Unlust, eine Gitarre zu versenden, weil es eine gewisse Mühe & Sorgfalt kostet.

Eines ist völlig klar – eine gebrauchte Gitarre beurteilt man am besten vor Ort, in dem man sie in die Hand nimmt und anspielt! Alle Fragen können gestellt werden, der Käufer hat alles gesehen und es gibt weniger Mißverständnisse. Die Gefahr, dass Ärger im Nachhinein entsteht, ist geringer. Das ist aber oft nicht möglich aufgrund der Entfernung oder nicht-vorhandenem PKW. Dann bleibt nur der Versand.

zu 2) Ich mag mich täuschen, aber im Lauf der letzten 2-3 Jahre scheint die Bereitschaft stark zu sinken, eine Gitarre zu versenden. Unwissenheit und Angst vor dem Risiko einer Beschädigung mögen Gründe sein. Mein Verdacht ist aber, dass oft reine Bequemlichkeit dahinter steckt. Zum einen muss ein entsprechender Karton & Verpackungsmaterial besorgt und die Gitarre sorgfältig gepolstert werden. Dann muss sie ja auch noch transportiert und in den Versand gegeben werden. Das setzt schon eine gewisse Bereitschaft zur Aktion voraus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass VerkäuferInnen die Gitarre lieber Monate zu Hause liegen lassen oder sogar mit dem Preis `runtergehen, als einen Versand ins Auge zu fassen.

Eigentlich gar kein großes Problem. Gitarren aller Art & Preisklassen werden nicht von persönlichen Boten zu den Händlern gebracht, sie werden zugesandt – per Containerschiff, Eisenbahn, Flugzeug und LKW. So ziemlich jede Gitarre in den heimischen Wohnzimmern ist vorher über den Versand in den Handel gekommen, nur in entsprechend großer Stückzahl. Viele Händler wiederum sind inzwischen auf online-Verkauf eingerichtet. Das bedeutet permanenter Transport, für alle Arten von Waren, die online bestellt werden vom Kleinmöbel bis zur Waschmaschine. Überall wird das Risiko in Kauf genommen, weil’s so schön bequem und einfach ist.

Bei den Gitarren gestaltet sich die Sache dann schwierig. Dabei halten sich die Kosten für Modelle der unteren Preisklassen sehr in Grenzen (siehe Versand von Gitarren). Der Aufwand für das Verpacken ist ebenfalls kein Drama. Die halbe Welt bekommt täglich Kartons in allen möglichen Größen nach Hause geliefert. Mit ein bißchen Vorausplanung kann man Karton & Polstermaterial zur Seite legen, bis man’s braucht.

Interessanterweise ist die Bereitschaft zum Versand erheblich größer, wenn die Gitarren richtig teuer werden. In der Consumer-Klasse bis ca. 600 € tun dagegen Manche so, als handele es sich um die Kronjuwelen.

Manchmal konnte ich Jemanden dazu überreden, eine Gitarre doch zu versenden und am Ende war’s gar nicht so schwierig. Klappt natürlich nicht immer. Aber letztlich haben wir als Interessenten darauf keinen Einfluss und müssen ein `Nein´ akzeptieren. Versuchen kann man’s aber ruhig mal. Wenn der/die AnbieterIn einen doch recht unwilligen Eindruck macht, nimmt man besser davon Abstand. Menschen, die ihr Gerät auf möglichst bequeme Art loswerden wollen, sind nicht unbedingt an der Zufriedenheit ihrer `Kunden´ interessiert.

  • Das bringt mich direkt zum nächsten Aspekt, der sich allerdings wesentlich schwerwiegender darstellt, wenn es sich sich um einen Schaden handelt …

zu 1) Auch hier geht’s m. E. n. um die liebe Bequemlichkeit. Es werden immer wieder Gitarren angeboten, die einen oder mehrere Mängel oder sogar regelrechte Beschädigungen bzw. Schäden aufweisen. Gerne wird der Hinweis angefügt, das Instrument ließe sich mit wenigen Handgriffen für ein paar Euro instand setzen; eine Reparatur sei gar nicht nötig, weil der Schaden seit Jahr & Tag unverändert wäre; der Schaden sei nur optisch und habe keinerlei Auswirkung auf Klang & Bespielbarkeit. Dann wird die Aussage untermauert mit „…der Gitarrenbauer hat gesagt, das ist nicht strukturell…“ oder „…eine Reparatur ist nicht notwendig…“ etc.

Das ist gefährliches `hinters-Licht-führen´! Finger weg! Die einzige Frage, die sich stellt: WARUM beseitigt der/die AnbieterIn den Schaden nicht SELBST und bietet ein INTAKTES & funktionierendes Instrument an?!

Genau! Kostet nämlich Zeit & Geld, und am Ende bleibt möglicherweise nicht mehr viel beim Verkauf übrig. Und erstmal einen Händler mit Werkstatt finden, der die Arbeiten ausführen kann und will. Und da man ohnehin Lust und Interesse an der Gitarre verloren hat, überlässt man’s doch einfach den KäuferInnen …

Eine akustische Gitarre ist eine Konstruktion aus Naturmaterialien, die auf alle möglichen Witterungsbedingungen reagiert und sich entsprechend verändert. Sie erfüllt ihren Zweck, weil unterschiedliche Bauteile eine bestimmte Funktion haben, die wiederum nur im Zusammenspiel mit anderen Bauteilen zum gewünschten Ergebnis führen. Folglich müssen die einzelnen Komponenten ihre Aufgabe entsprechend präzise erfüllen. Das macht diese Konstruktion aus (siehe z. B. Oktavreinheit & Intonation und Sustain & Ansprache – Halswinkel & Saitenlage). Und die Physik spielt auch noch eine gewichtige Rolle.

Beschädigte Bauteile müssen auf Dauer repariert, ausgetauscht, instandgesetzt oder neu befestigt werden. Dafür sind oft ziemlich teuere Spezialwerkzeuge nötig, die das Equipment eines Heimwerkers schlichtweg überfordern. Beim Kauf gehören auch hier die evtl. anfallenden Kosten und der zeitliche Aufwand eingerechnet. Und irgend jemand muss es ja noch machen (… das gilt ja im Übrigen auch für Alltags- und Gebrauchsgegenstände wie Autos, Thermen, Möbel, elektrische & elektronische Geräte, etc. Also alles ganz mormal).

Wenn aber Know-How und Equipment fehlen, von der Erfahrung mal ganz zu schweigen, ist es vielleicht besser, sich nach etwas Anderem unzusehen.

Wovon sollte man besser die Finger lassen? Schauen wir doch mal …

  • Abgebrochene & verklemmte Saitenpins sind relativ einfach zu entfernen, in dem man zuerst versucht, sie von unten herauszudrücken. Sitzen sie bombenfest, muss man sie ausbohren, ohne die Pinlöcher zu vergrößern oder zu verunstalten. Dann halten die neuen Pins dem Saitenzug möglicherweise nicht mehr stand.
  • Defekte oder fehlende Mechaniken sind nicht wirklich ein Problem, solange es sich nicht um Sonderanfertigungen, z. B. mit Schriftzug oder Emblem, oder um sehr alte Exemplare handelt. Es kann aber schwierig sein, eine passende Einzelmechanik zu finden. Nicht alle Hersteller reagieren auf Anfragen, wie ich selber sagen kann. In jedem Fall bedeutet es zusätzliche Ausgaben.
  • Ein gespaltener oder sich ablösender Steg wird evtl. irgendwann abreißen und beschädigt die Decke. Er muss neu montiert oder erneuert werden. Unter stetiger Einwirkung einer gewissen Hitze & Feuchtigkeit wird der Leim mit einem Spezial-Tool erwärmt und angelöst, bis er sich abnehmen lässt. Anschließend werden Steg & Decke für das erneute Verleimen bearbeitet & vorbereitet. Der Steg muss exakt an derselben Stelle in exakt derselben Position aufgeleimt werden, weil die Position der Mensur & der Bünde ursprünglich vom Konstrukteur entsprechend berechnet wurde. Aufwendig …
  •  Verläuft der Stegriss entlang der Steglöcher, wird ein Großteil des Saitenzuges durch die Saitenpins nach unten über die Decke abgelenkt. Manche dieser Risse werden verleimt und halten anscheinend dauerhaft, aber es fehlt immer ein Teil der Montagefläche. Verläuft der Riss aber entlang der Stegeinlage (s. u.), drückt der Saitenzug die Stegeinlage mit bis zu 80-90kg oder mehr nach oben in Richtung Hals. Mindestens kippt die Stegeinlage etwas und verkürzt damit die Mensur, aber die Gefahr der Abspaltung steigt von Tag zu Tag.
  • Ein Stoßschaden, wie z. B. unten links abgebildet, hat den Korpus zumindest beim Aufprall deformiert. Innere Schäden können die Folge sein und erfordern dann eine schwierige und aufwendige, weitere Reparatur. Hier ist Erfahrung vonnöten, um die Situation im Inneren des Korpus richtig zu beurteilen und entsprechende Maßnahmen durchzuführen.
  • Rechts daneben ist nicht nur das Binding herausgebrochen, sondern die Decke hat sich auf einer Länge von 10-12 cm von der Zarge und den Reifchen abgelöst. Dazu entstanden eine ganze Reihe von feinen Lackrissen sowie -abplatzern. Strukturelle & optische Reparaturen sind nun erforderlich.
  • Hier entwickelt sich ein Eigenleben – eine gewölbte oder verzogene Decke und ein nach vorne gekippter Steg. Meistens geschieht dies als Folge einer zu dünnen Decke, die dem Saitenzug auf Dauer nicht standhalten konnte. Bei günstigen oder Billiggitarren kann die Ursache in nicht richtig getrockneten Hölzern liegen, die in der Massenproduktion zu schnell verarbeitet werden. Kommt bei betagten Gitarren auch in den hohen Preisklassen öfter vor, als man glauben mag. Die Folge: neben der Optik eine abenteuerliche Saitenlage in den höheren Bünden, eine eingesunkene Decke am Schalloch, ein schwindender Druck auf die Stegeinlage und eine entsprechende Performance.
  • Abhilfe schafft ein sog. Bridgetruss, der als Hebel-Mechanismus im Korpus montiert wird und die Decke dauerhaft begradigt.
  • Eine heruntergefeilte Stegeinlage ist häufig ein Anzeichen für einen zu steilen Halswinkel, der die Gitarre v. a. in den höheren Lagen kaum noch oder gar nicht mehr spielbar macht. Mit einer Einstellung der Halskrümmung via Trussrod ist das nicht mehr auszugleichen. Der Hals muss in einem aufwendigen Verfahren vom Korpus gelöst und getrennt werden. Die Hals-Korpus Verbindung wird von allen Holz- und Leimresten gesäubert, anschließend neu zusammengepasst und schließlich neu verleimt oder zusammengesteckt und verschraubt, je nachdem. Die dafür erforderlichen Tools & Gerätschaften finden sich nur in der vollausgestatteten Werkstatt eines Profis. Eine kapitale Reparatur mit kapitalen Kosten …

Oben und unten: auf der Stegeinlage hin und herrutsschende & bewegliche Saiten als mögliches Anzeichen eines nicht korrekt oder falsch montierten Halses oder wiederum als Folge eines dramatisch veränderten Halswinkels. Die fast nicht mehr vorhandene Stegeinlage war die letzte verzweifelte Option, um die Bespielbarkeit noch irgendwie zu erhalten – was natürlich nicht funktioniert. Abhilfe: wie oben beschrieben.

  • Ein weiterer kapitaler Schaden mit ungeahnten Folgen ist die Halswelle. Direkt vor dem Korpus bildet sich im Hals selbst eine Wölbung nach unten, ein sog. „Hump“. Er sorgt dafür, dass die Saiten am 12. Bund oder auch früher auf die Bünde schlagen und schnarren. Die Gitarre ist in den unteren Lagen noch bespielbar, aber ab dem Punkt, an dem der Hump entsteht, werden die Saiten nach unten gezogen und setzen auf.
  • Wie bzw. warum ein Hump entsteht, kann ich immer noch nicht genau sagen. Viele Faktoren mögen eine Rolle spielen: schlecht abgelagertes Holz, zu weiches Holz, Witterungseinflüsse, der Halsstab. Ich habe die sehr unangenehme Erfahrung sogar mit neuen Gitarren machen müssen, die ich bereits komplett überarbeitet hatte. Nach Wochen entwickelte sich ein Hump und alle liebe Mühe war erstmal dahin. Meine Kontakte waren bei der Ursachensuche ähnlich ratlos.
  • Die Reparaturmaßnahme ist erheblich. Die Bünde müssen entfernt und das Griffbrett abgerichtet, evtl. ein ganz neues Griffbrett aufgesetzt werden. Dann Abrichten, dabei den Halswinkel beachten, Neubundierung, erneutes Abrichten und Bünde befeilen etc, plus den üblichen Einstellarbeiten. Der Hals muss nicht zwangsläufig demontiert sein, es sei, der Halsstab muss ebenfalls erneuert werden. Macht man als Rettungsmaßnahme bei hochwertigen und sog. Vintage-Gitarren und Sammlerstücken.

  • Zerhackte und zerbröselte Sättel und Stegeinlagen sind eigentlich kein Drama und lassen sich ersetzen. Aber auch das setzt bestimmte Kenntnisse & Fähigkeiten voraus. Manche Sättel und Stegeinlagen wurden regelrecht eingeklebt, das Sattelbett muss mögl. von Resten befreit werden und dabei absolut plan & gerade bleiben. Es muss jemand machen, also suchen: wer, wo, welche Kosten? Und die Gitarre ist erst einmal für einige Zeit außer Haus … nix also mit Spielen und Freude am `neuen` Instrument.
  • Mulden im Griffbrett: sie sind die unweigerliche Folge von jahrelangem, intensiven Gebrauch oder zu weichem Holz. Leichte Vertiefungen sind eine ganze Zeit unproblematisch, aber irgendwann kommt der Moment, an dem die Seite stärker nach unten gezogen wird, als es einem präzisen Ton gut tut. Ab da spielen Oktavreinheit & Intonation keine große Rolle mehr und die Akkorde werden immer ungenauer. Sieht es gar so extrem aus wie unten, hilft nur noch ein komplettes Abrichten des Griffbrettes, mit anschließender Neubundierung etc. Also genau hinschauen bzw. fragen oder Fotos schicken lassen, bevor man (beim Auspacken) eine unerfreuliche Überraschung erlebt, solche Mulden sind recht weit verbreitet.

  • Abgenutzte Bünde sind ebenfalls eine logische Folge von jahrelangem, intensiven Spielen, also definitiv bedeutsame Gebrauchsspuren. Sind die Bundstäbchen relativ dick, kann man sie abrichten und bearbeiten. Problematisch wird es, wenn sie wie unten recht dünn ausgelegt sind und nicht mehr viel `Futter´ bieten. Es besteht die Gefahr, dass sie sehr flach werden und der Fingerduck evtl. nicht mehr ausreicht, um genügend Druck auf die Saiten auszuüben und sie schnarren. Die Genauigkeit der einzelnen Töne leidet ebenfalls. Bleiben die Saiten in den Kerben hängen, wird’s mit dem Bending schwierig. Auch die Mulden im Griffbrett sind nicht zu übersehen …
  • Oberflächliche Lackrisse sind nicht schön, können aber immer mal vorkommen, erst recht bei sehr alten Lackschichten. Liegt kein struktureller Schaden vor, werden sie z. B. mit Cyanacrylatkleber aufgefüllt und verschlossen und dann beigearbeitet – in erster Linie ein kosmetischer Eingriff, der evtl. sichtbar bleibt (siehe unten). Sie können allerdings auf einen Riss im Holz hinweisen.
  • Holzrisse dagegen sind strukturelle Schäden und schwächen die Konstruktion, auch wenn das Instrument spielbar bleibt. Sie verlaufen in der Regel entlang der Maserung. Eine häufige Ursache ist das Austrocknen über einen längeren Zeitraum. Das Holz zieht sich zusammen und es bilden sich an bestimmten Stellen Spannungsrisse, die nicht selten fatale Folgen haben (siehe unten). In diesem Fall war die gesamte Gitarrendecke in Mitleidenschaft gezogen. Sogar bei hochpreisigen Gitarren, wie einer Lakewood D 12, kann so etwas vorkommen.

Die Fotos 1 – 7 zeigen ein Extrembeispiel, keine Frage, hier kamen gleich mehrere Dinge zusammen. Nach Einsatz eines Humidifiers und anschließender Fixierung des ersten Risses mittels Rissklötzchen wurde der Gitarre weiterhin Feuchtigkeit entzogen und es bildete sich ein weiterer Riss direkt daneben. Am Ende waren alle Rettungsversuche hinfällig, da sich die gesamte Decke verzogen und verwölbt hatte. Ein richtig teures oder wertvolles Vintage-Instrument würde man restaurieren und eine neue Decke einleimen, hier war’s ein Totalschaden!

  • Verwölbungen und Wellen in der Gitarrendecke sind v. a. auf schlichten Handyfotos schlecht bis kaum zu erkennen. Aber dahinter verbergen sich strukturelle Probleme. Die eigenartigen Reflektionen in der Lackoberfläche geben den entscheidenden Hinweis. Beim geringsten Verdacht – Finger weg! Bei einer Begutachtung vor Ort offenbart sich das Drama schnell, wenn man die Gitarre im Gegenlicht hin und her wendet.
  • Eingedrückte Decken, Zargen oder Rückseiten sind oft die Folge eine punktuellen Gewalteinwirkung durch heftige Stöße, Aufstützen, Aufschlagen, etc. Von vorne schlecht zu erkennen, wirken sie in das Innere des Korpus hinein und geben die Energie an die Umgebung weiter. Verstrebungen, Kontaktstellen und Verleimungen können die Leidtragenden sein, ohne dass man davon zunächst etwas wahrnimmt. Auch hierbei wird die Konstruktion geschwächt oder geschädigt. In der Folge können Lose Bracings vibrieren oder schnarren, gelöste Leimverbindungen sich weiter lösen, Bauteile verziehen, usw. Wer die Gitarre selbst nutzt und damit keine Probleme hat, muss sich vielleicht keine großen Sorgen machen (siehe z. B. Willie Nelsons Gitarre). Aber kaufen ist dann keine Option.
  • Die Reparatur erfordert einiges an Kenntnissen & Erfahrung. Wie bringt man z. B. den Leim in den hauchdünnen Spalt zwischen Bracing und Decke? Wie bzw. womit erzeugt man entprechenden Druck im Korpus, um das Bracing wieder dauerhaft und sicher zu verleimen und die Decke am Riss zu begradigen? Wie kommt man überhaupt da überall hin, wenn nur das kleine Schalloch als Öffnung vorhanden ist? Werden spezielle Tools benötigt?
  • „…der Schaden ist aber nur rein optisch und hat keine Auswirkung auf den Klang oder die Bespielbarkeit…“
  • „…lässt sich für kleines Geld reparieren…“
  • „…oder man macht es selbst…“

All das sind schöne, beruhigende Formulierungen, die nur eine Frage offen lassen. Warum sollen wir potentiellen KäuferInnen uns eigentlich damit befassen?! Wir kaufen eine gebrauchte Gitarre doch um darauf zu spielen und nicht um sie reparieren zu lassen.

Stimmt so …