Aus der Werkstatt …

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Die „Vorher nachher“ – Galerie zeigt die konkreten Ergebnisse der verschiedenen Maßnahmen und Veränderungen, die ich vorgenommen habe. Hier zeige ich die verschiedenen Schritte, die dahin führen.

Hals, Griffbrett und Bünde

Eine Aufbereitung beginnt meistens mit dem Griffbrett und den Bundstäbchen. Bevor aber überhaupt irgendwas passiert, muss der Hals exakt ausgerichtet werden. Mit dem passenden Imbusschlüssel wird der Trussrod (Halsstab) entsprechend eingestellt. Dann kommt das ausgeklinkte Stahllineal zum Einsatz. Der Trussod wird so verstellt, dass zwischen den Auflagen und dem Griffbrett im Optimalfall über die gesamte Länge ein direkter Kontakt besteht. Leider sind nicht alle Hälse so schön gerade und dann muss ich tricksen, sprich, den besten Kompromiss für die Halsausrichtung finden. Wenn der Lichtspalttest zufriedenstellend ausfällt, ist der Hals gerade ausgerichtet.

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Bevor an so einer sensiblen Stelle Material weggenommen wird, stellen wir sicher, das es auch an den richtigen Stellen geschieht. Griffbretter haben bekanntlich eine gewölbte Fläche. Diese Wölbung richtet sich nach dem Radius eines angenommenen Kreises, die Maßeinheit ist Zoll. Die üblichen Verdächtigen bei Westerngitarren haben einen 12″, 14″ oder 16″-Radius. Um den entsprechenden Radius festzustellen, nehme ich z.B. die Radienschablonen zur Hand.

Der passende Radius ist gefunden, wenn die Schablonenkante auf dem Griffbrett aufliegt, ohne dass Zwischenräume sichtbar werden. Manchmal muss das ganze Griffbrett `abgefahren´ werden, um auf Nummer Sicher zu gehen, da Block-Inlays etc. eher selten dem Radius angepasst sind und sich die Oberfläche bei älteren Gitarren schon mal leicht verändert. Vor allem ist das bei sog. Compound-Griffbrettern (unterschiedliche Radien über die Länge hinweg) wichtig, was in meinem Fall bisher noch nicht aufgetreten ist.

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Radienschablonen, Fretrocker und der Fretguru

Ist der Hals mit Hilfe des Klinkenlineals exakt ausgerichtet. kommt der passende Radienschleifklotz zum Einsatz. Maße außerhalb der o.g. Größen sind bei Westerngitarren eher selten. In der Regel brauche ich den 14″- oder 16″-Klotz. Ein zu großer oder zu kleiner Radius führt häufig zum Schnarren der Saiten, je nachdem ob innen oder außen zuviel Material abgenommen wurde.

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Damit das Griffbrett vor Beschädigungen geschützt ist, wird der Tatort erstmal großräumig abgesichert. Eventuelle Falten werden geplättet.

Nachdem der Hals bandagiert ist, werden die Bundstäbchen mit einem Edding markiert, damit man die Veränderungen beim Abrichten deutlich erkennen kann. Der Sattel sollte allerdings noch entfernt werden, sonst räumt ihn der Abrichtklotz weg.

Der Abrichtklotz muss gleichmäßig, mit gleichbleibendem, leichtem Druck und gerade über das Griffbrett geführt werden. Dabei darf der Hals nicht durchgebogen werden, sonst war alles für die Katz‘.

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An den ungleichen Abrichtspuren lässt sich sehen, wie `genau´ der Hersteller gearbeitet hat.

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Da geht schon Einiges `runter. Man sieht eindeutig, wie ungleich auf den Bünden Material abgenommen wurde. Dieses Griffbrett gehört immerhin einer Gitarre aus der 600-700 € -Klasse!

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Es kommt noch schlimmer, man sieht genau die unterschiedlichen Abrichtspuren auf allen Bundstäbchen. Eigentlich könnte man erwarten, dass sie alle wenigstens sehr ähnliche Spuren davontragen. Aber nee – jeder Bund hat an anderen Stellen Material abgetragen … da freut man sich schon jetzt auf das Befeilen der Bundkronen.

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Ein bißchen `Dreck´ gehört mit dazu, immerhin macht er keinen Lärm …

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Nach dem Abrichten und dem Absaugen des Schleifstaubes müssen die Bundstäbchen mit Hilfe der Bundfeile wieder in Form gebracht werden – mit viel Fingerspitzengefühl und einem scharfen Auge. Nur ein hauchdünner Strich auf der Krone der Bundstäbchen soll noch zu sehen sein. 3 verschiedene Arten von Bundfeilen kommen manchmal zum Einsatz.

Nach dem Abrichten sollte die Unterlage gründlich abgesaugt werden, damit die Feilung nicht den Lack zerkratzt

So geht’s ja wohl nicht! Selbst bei Gitarren oberhalb der 500-600 €-Klasse werden mitunter die Bundenden so scharf abgeschnitten, dass man sich damit fast die Nägel schneiden kann. Also werden sie mit einer entsprechenden Feile entgratet und verrundet.

Bundenden verrunden

Da war noch `was … Bünde polieren, aber nicht mit Stahlwolle, die benutze ich nie. Ich bin auch kein Freund davon, Griffbretter mit Stahlwolle „…feinzuschleifen…„. Ich halte das für blinden Aktionismus. Entweder sollte das Griffbrett  komplett abgerichtet werden, und dafür müssen die Bünde `runter, oder im Originalzustand bleiben. Aber zwischen den Bünden, wenn auch nur flache, Vertiefungen hineinzuschleifen, entbehrt m. M. n. jeder Grundlage.

Bünde polieren

Griffbrett-Grundreinigung: keine Seltenheit, sondern der Normalfall. Das Schwarze war der Syph und Schmand auf und in der Griffbrettoberfläche. Nach dem Anlösen mit warm-feuchtem Frotteehandtuch und der Reinigung mit dem Spezialtuch sieht’s wieder aus wie neu – und wird auch noch schön glatt und `geschmeidig´.

Griffbrett-Grundreinigung
Grundpflege – man erkennt bereits den Unterschied re und li vom Tuch

Die (hoffentlich nicht) letzte Ölung mit Zitronenöl.

Griffbrett einölen

Hier geht’s weiter mit  Sattel und Stegeinlage, falls gewünscht.

Fast fertig …

Ziemlich am Schluss werden die Gurtpins angebracht. Der untere, alte Gurtpin hinterlässt ein dickes Loch. Das wird mit einem Holzdübel verschlossen, angebohrt und der neue Gurtpin aufgesetzt. Oben am Hals wird ein kleinerer seitlich angesetzt, damit der Gurt nicht abrutscht. Die Gefahr besteht, wenn der Gurtpin unten auf den Halsfuß gesetzt wird. Außerdem kippelt die Gitarre `rum, wenn sie auf dem Rücken abgelegt wird.

Je nach Bedarf kommen die drei, für diese Zwecke üblichen Farben silber, gold und schwarz zum Einsatz. Die Vorlage liefern die Mechaniken.

Als letzte Arbeiten werden eventuelle Kratzer so gut wie möglich mit einem entsprechenden abrasiven Mittel entschärft, manchmal behandle ich damit den gesamten Lack, vor allem, wenn er schon ein paar Jahre alt ist. Dann wird er komplett durchpoliert. Anschließend kommt noch eine entsprechende Politur zum Einsatz. Im Lauf der Zeit stellen sich einige dieser himmelvielen Reinigungsmittel als sehr tauglich heraus. Der letzte Schliff erfolgt mit einer Versiegelung, die dem Lack nach schnellem, leichten `Überfliegen´mit Polierwatte eine spiegelglatte Oberfläche und Optik verleiht.

Damit die Lackoberfläche bei den anfallenden Arbeiten ausreichend geschützt ist, kommen seit einiger Zeit die neuen Deckenschoner zum Einsatz (siehe: Deckenschutz). Eine selbstgemachte, somit völlig unnötige und mehr als ärgerliche Macke brachte mich auf die Idee. Manchmal wird man erst aus Schaden klug.

Stimmt so …

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